Übersicht: PressemitteilungenErstellt am: 06.09.2023

Mindestens 85.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an einer Sepsis, dem schwersten Verlauf einer Infektionserkrankung – umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt. Darauf macht der Welt-Sepsis-Tag am 13. September aufmerksam. Bei einer Sepsis ist es entscheidend, den jeweiligen Erreger frühzeitig und zuverlässig zu identifizieren. Mit den bisher üblichen Methoden gelingt dieser Nachweis jedoch häufig nicht: In maximal 30 Prozent der Fälle wird ein Erreger mittels der klassischen Blutkultur identifiziert, bei bereits mit Antibiotika behandelten Sepsis-Patienten oft in weniger als 10 Prozent der Fälle. Deshalb untersucht ein deutschlandweites Projekt unter Leitung der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen, wie Patienten von einer neuen, digitalen Methode zur Erregerbestimmung profitieren. Anfang August 2023 konnte die Rekrutierungsphase dieser Studie nun früher als geplant abgeschlossen und mit der Auswertung begonnen werden. Insgesamt 410 schwer an Sepsis erkrankte Patientinnen und Patienten an über 20 deutschen Kliniken haben teilgenommen.

Die Studie „DigiSep – Optimierung der Sepsis-Therapie auf Basis einer patientenindividuellen digitalen Präzisionsdiagnostik“ untersucht, wie sich der Einsatz von digitaler Diagnostik auf die Sterblichkeit von Sepsis-Patienten, die Dauer ihrer Antibiotika-Therapie, das Risiko für ein Nierenversagen und ihre Verweildauer auf der Intensivstation auswirkt. Dazu wurde das Blut bei der Hälfte der Studienteilnehmer (n = 205) zusätzlich zu den Standardverfahren mit der Plattform DISQVER® analysiert. Mit Hilfe von Next-Generation Sequencing (NGS) und Bioinformatik kann DISQVER® innerhalb von 24 Stunden mehr als 16.000 Mikroben identifizieren, darunter 1.500 beschriebene Keime (Bakterien, DNA-Viren, Pilze und Parasiten).

„Deutlich mehr als die initial geplanten 20 Kliniken wollten im Verlauf der letzten zwei Jahre an der DigiSep-Studie teilnehmen, was das große klinische Interesse an Sepsis und digitaler Diagnostik widerspiegelt. Mein ganz besonderer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen in den Studienzentren, die das DigiSep-Projekt mit immens viel Herzblut unterstützt haben“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Thorsten Brenner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen. Das große Engagement trug auch dazu bei, dass die Rekrutierungsphase früher als geplant abgeschlossen werden konnte. Und dass, obwohl in jedem Studienzentrum erhebliche formelle Hürden überwunden werden mussten.

Nun folgt eine umfangreiche Auswertung der Studienergebnisse, die mehrere Monate in Anspruch nehmen wird. Hierbei wird vor allem der Einfluss dieser neuartigen Technologie auf den unmittelbaren Krankheitsverlauf, aber auch auf die Lebensqualität und die Folgekosten untersucht. Die Studienergebnisse sollen Ende 2024 veröffentlicht werden.

Über die DigiSep-Studie

Geleitet wird das DigiSep-Projekt von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen als Konsortialführer, in enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie & Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) und dem Institut für Medizinische Biometrie (IMBI) am Universitätsklinikum Heidelberg sowie mit den Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg, BARMER und der Techniker Krankenkasse. Das Biotechnologie-Unternehmen Noscendo steuert als technischer Partner seine Analyseplattform DISQVER® bei.

Das DigiSep-Projekt wird vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit rund 3,1 Millionen Euro gefördert. Der G-BA ist das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Er entscheidet darüber, welche Leistungen gesetzlich Krankenversicherte in Anspruch nehmen können.

Sepsis und der Welt-Sepsis-Tag am 13. September

Bei einer Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, kann die körpereigene Abwehrreaktion auf eine Infektion, z. B. mit Bakterien oder Viren, so heftig ausfallen, dass Organe und Gewebe massiv geschädigt werden oder ganz versagen. Das macht die Erkrankung lebensbedrohlich. In Deutschland erkranken jährlich bis zu 300.000 Menschen an einer Sepsis; mindestens 85.000 sterben an oder mit Sepsis.

Der Welt-Sepsis-Tag findet jährlich am 13. September statt. Er soll helfen, Sepsis bekannter zu machen und so eine frühere Diagnosestellung und erfolgreichere Behandlung zu ermöglichen.

Weitere Informationen zu Sepsis:

Pressekontakte

DigiSep
c/o Universitätsmedizin Essen
Achim Struchholz
Achim.struchholz@uk-essen.de
Tel. +49 (0) 201-723-2885

Universitätsklinikum Heidelberg
Doris Rübsam-Brodkorb
presse@med.uni-heidelberg.de
Tel. +49 (0) 6221-56-4537

Universität Bielefeld
Sandra Sieraad
medien@uni-bielefeld.de
Tel. +49 (0) 521-106-4170

AOK Rheinland/Hamburg – DIE GESUNDHEITSKASSE
Kirsten Simon
presse@rh.aok.de
Tel. + 49 (0) 211-8791-28219

BARMER
Sunna Gieseke
presse@barmer.de
Tel. +49 (0) 0800-333004 99-1421

Techniker Krankenkasse
Gabriele Baron
pressestelle@tk.de
Tel. +49 (0) 40-69 09 17 83

Noscendo GmbH
Dr. Peter Haug
peter.haug@noscendo.com
Tel. +49 (0)2066-506 87 82