
Drei Fragen an Prof. Clemens Aigner
Acht Lungen wurden bereits in den ersten 20 Tagen des Jahres in der Universitätsmedizin Essen transplantiert. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2019 waren es 39, also monatlich durchschnittlich rund drei. Die Patienten erholen sich bisher gut von dem Eingriff. Beteiligt daran waren ein ganzes Team der Ruhrlandklinik und des Universitätsklinikums – darunter auch Prof. Dr. Clemens Aigner, Direktor der Abteilung Thoraxchirurgie an der Ruhrlandklinik.
1. Wie kam es dazu, dass Sie innerhalb dieses kurzen Zeitraums diese ungewöhnliche Anzahl an Lungen transplantieren konnten?
Prof. Aigner: In der Transplantation gibt es immer wieder intensive und dann wieder ruhigere Phasen. Dieses Jahr hat intensiv begonnen, was uns für die uns anvertrauten Patienten auf der Warteliste natürlich freut. Die Lungentransplantation ist ein großer und schwerer Eingriff über vier bis sechs Stunden, der in unserem erfahrenen Zentrum zu einem Routineeingriff geworden ist
2. Was ändert sich das Leben der Patienten durch diesen Eingriff?
Prof Aigner: Eine Lungentransplantation kommt für Patienten mit gutartigen Lungenerkrankungen im Endstadium in Frage und kann das Leben unserer Patienten verlängern und ihre Lebensqualität deutlich verbessern. Nach dem Eingriff müssen die Patienten zwar lebenslang Medikamente einnehmen, damit ihr Immunsystem das neue Organ nicht abstößt. Trotzdem können sie ein nahezu normales Leben führen und sind zu eindrucksvollen Leistungen imstande. So haben einige unserer Patienten und Ärzte im vergangenen Sommer gemeinsam den Jebel Toubkal, mit 4167m der höchste Gipfel in Nordafrika, bestiegen.
3. Gibt es einen Mangel an Organen?
Prof. Aigner: Es gibt in Deutschland einen deutlichen Mangel an Spenderorganen. Die Organspenderrate ist eine der niedrigsten Europas. Im Jahr 2018 sind in ganz Deutschland 70 Patienten auf der Warteliste für eine Lunge verstorben. Nichtsdestotrotz werden wir das beste aus der Situation machen und versuchen die Organspenderraten auch im aktuellen gesetzlichen Umfeld zu steigern.