Übersicht: PressemitteilungenErstellt am: 08.08.2025

Das Studienprojekt „DigiSep – Optimierung der Sepsis-Therapie auf Basis einer patientenindividuellen digitalen Präzisionsdiagnostik“ gehört zu den zehn Finalisten um den MSD-Gesundheitspreis 2025. Der Preis wird von MSD als einem der weltweit größten forschenden Biopharma-Unternehmen vergeben und fördert Projekte, die nachweislich eine Verbesserung der medizinischen und/oder ökonomischen Ergebnisqualität zeigen. Über die ersten Plätze und Sonderpreise entscheidet eine Fachjury. Für den Publikumspreis kann noch bis zum 6. Oktober 2025 entweder unter Nutzung des abgebildeten QR-Codes oder unter https://www.msd.de/gesundheitspreis/voting/ abgestimmt werden:

„Wir freuen uns sehr, auf der Shortlist des MSD-Gesundheitspreises 2025 zu stehen, und hoffen, dass unsere Ergebnisse in der Lage sind, sowohl die Jury als auch das Publikum zu überzeugen“, so Univ.-Prof. Dr.med. Thorsten Brenner, MHBA, Leiter des DigiSep-Forschungsprojekts und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen. Drei Jahre lang erforschte ein Konsortium aus namhaften deutschen Kliniken der German Society of Anaesthesiology and Intensive Care (GSAIC) Trials Group, hochkarätigen Instituten, führenden Krankenkassen und dem Diagnostikunternehmen Noscendo, wie sich der Einsatz von digitaler Diagnostik auf die Sterblichkeit von Sepsis-Patienten, die Dauer ihrer Antibiotika-Therapie und ihre Verweildauer auf der Intensivstation auswirkt.

Fast 400 Patientinnen und Patienten in 24 deutschen Kliniken waren an der Studie beteiligt. Bei der Hälfte der Studienteilnehmer (n=200) wurde das Blut zusätzlich zu den Standardverfahren mit der Plattform DISQVER® analysiert. Mit Hilfe von Next-Generation Sequencing (NGS) und Bioinformatik kann DISQVER® innerhalb von 24 Stunden mehr als 16.000 Mikroben identifizieren, darunter 1.500 Pathogene (Bakterien, DNA-Viren, Pilze und Parasiten). Innerhalb weniger Stunden herrscht so Klarheit über Art und Menge der Krankheitserreger im Blut, so dass eine passgenauere anti-infektive Therapie durchgeführt werden kann.

Die Ergebnisse der DigiSep-Studie wurden erstmals auf dem ESCMID Global 2025 in Wien der Öffentlichkeit präsentiert1: Im Vergleich zur Blutkultur führte das NGS-Verfahren zum Zeitpunkt des Sepsisbeginns 4-mal häufiger und 3 Tage nach Sepsisbeginn sogar 10-mal häufiger zu einem positiven Ergebnis. Knapp 85% dieser Ergebnisse waren im Rahmen einer retrospektiven Expertenbefragung als plausibel eingestuft worden. Der primäre Endpunkt in Form des sog. DOOR/RADAR-Scores, der eine Kombination aus klinischen Endpunkten und der Dauer der anti-infektiven Therapie darstellt, wurde zwar verfehlt, allerdings konnten zahlreiche sekundäre Endpunkte (z.B. Beatmungsdauer, Schockdauer) signifikant durch die NGS-Diagnostik verbessert werden. Dementsprechend wurden auch die Kosten des im Vergleich zur Blutkultur deutlich teureren NGS-Verfahrens (z.B. durch die Reduktion der Tage an der Beatmung, Intensiv- und Krankenhausbehandlung) aufgewogen, so dass die Gesamtkosten in den beiden untersuchten Studiengruppen vergleichbar waren. Zudem konnte durch die Anwendung des neuen Diagnostikverfahrens eine signifikante Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zum Zeitpunkt 90 Tage nach Sepsisbeginn beobachtet werden.

Aktuell werden die klinischen und gesundheitsökonomischen Ergebnisse des Projekts vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geprüft. Der G-BA ist das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen und entscheidet unter anderem, welche Diagnostikmethoden als Kassenleistung angeboten werden dürfen.1 Brenner T et al.: Beneficial effects of a clinical metagenomics intervention on clinical outcomes, healthcare economics, and quality of life in patients with sepsis/septic shock: results of the DigiSep-trial. ESCMID Global 2025. L0025

Über die DigiSep-Studie

An der DigiSep-Studie waren neben der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen als Konsortialführer 23 weitere deutsche Kliniken der German Society of Anaesthesiology and Intensive Care (GSAIC) Trials Group, der Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie & Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, das Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) der Medizinischen Fakultät Heidelberg und das Institut für Medizinische Biometrie (IMBI) am Universitätsklinikum Heidelberg sowie die Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg, BARMER und Techniker Krankenkasse beteiligt. Das Diagnostikunternehmen Noscendo steuert als technischer Partner seinen digitalen Präzisionstest DISQVER® bei.

Weitere Informationen unter https://www.digisep.de/.


Sepsis

Bei einer Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, kann die körpereigene Abwehrreaktion auf eine Infektion, z. B. mit Bakterien oder Viren, so heftig ausfallen, dass Organe und Gewebe massiv geschädigt werden oder ganz versagen. Das macht die Erkrankung lebensbedrohlich. In Deutschland erkranken jährlich bis zu 300.000 Menschen an einer Sepsis; mindestens 85.000 sterben an oder mit Sepsis.

Weitere Informationen zu Sepsis:

https://www.sepsiswissen.de/
Innovationsfondsprojekt, das zur Aufklärung über Sepsis beitragen will

https://www.deutschland-erkennt-sepsis.de/
Kampagne des Aktionsbündnisses Patientensicherheit

Pressekontakt

DigiSep
c/o Universitätsklinikum Essen
Burkhard Büscher
Burkhard.Buescher@uk-essen.de
Tel. +49 (0) 201-723-2115

Universitätsklinikum Heidelberg
Dr. Stefanie Seltmann
presse@med.uni-heidelberg.de
Tel. +49 (0) 6221-56-4537

Universität Bielefeld
Sandra Sieraad
medien@uni-bielefeld.de
Tel. +49 (0) 521-106-4170

AOK Rheinland/Hamburg – DIE GESUNDHEITSKASSE
Anika Jurkuhn
anika.jurkuhn@rh.aok.de
Tel.  +49 (0) 211-8791-20023

BARMER
Athanasios Drougias
presse@barmer.de
Tel. +49 (0) 0800-333004 99-1421

Techniker Krankenkasse
Gabriele Baron
gabriele.baron@tk.de
Tel. +49 (0) 40-69 09 17 83

Noscendo GmbH
Dr. Peter Haug
peter.haug@noscendo.com Tel. +49 (0)2066-506 87 82

Über die Essener Universitätsmedizin

Die Essener Universitätsmedizin umfasst das Universitätsklinikum Essen sowie 15 Tochterunternehmen, darunter die Ruhrlandklinik, das St. Josef Krankenhaus Werden, die Herzchirurgie Huttrop und das Westdeutsche Protonentherapiezentrum Essen. Die Essener Universitätsmedizin ist mit etwa 1.700 Betten und rund 11.000 Mitarbeitenden das führende Gesundheits-Kompetenzzentrum des Ruhrgebiets. Mit dem Westdeutschen Tumorzentrum, einem der größten Tumorzentren Deutschlands, dem Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation, einem international führenden Zentrum für Transplantation, in dem unsere Spezialisten mit Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge alle lebenswichtigen Organe verpflanzen, sowie dem Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum, einem überregionalen Zentrum der kardiovaskulären Maximalversorgung, hat die Universitätsmedizin Essen eine weit über die Region reichende Bedeutung für die Versorgung von Patientinnen und Patienten. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen mit ihrer Schwerpunktsetzung in Onkologie, Transplantation, Herz-Gefäß-Medizin, Immunologie/Infektiologie und Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften.