Narbentherapie

Die Behandlung posttraumatischer und elektiver Narben sowie Schwellungszustände nimmt heute an Bedeutung zu.

Eine medizinische Disziplin alleine kann in der Regel nicht das gesamte Spektrum der modernen und umfassenden Narbentherapie anbieten. Das Universitätsklinikum Essen als Einrichtung der Maximalversorgung verfügt über die nötige Vielzahl an Disziplinen, die für eine adäquate Behandlung von Narben nötig sind. Die Aktivitäten dieser Disziplinen werden im neu eingerichteten Narbenzentrum unter Führung der Plastischen chirurgie koodiniert und in einem multimodalen Therapiekonzept zusammengeführt. Durch ein multidisziplinäres Vorgehen kann das gesamte Spektrum angeboten und vorhandene Ressourcen im Bereich der Patientenversorgung effektiver genutzt werden. Darüber hinaus können Aktivitäten auf dem Gebiet der Prävention gemeinsam besser publiziert werden. Zudem sind dringend benötigte Forschungsaktivitäten multidisziplinär besser plan- und realisierbar.

Diagnostik und Therapie der "inadäquaten" Narbenreifung erfordert ein globales Management, welches basiert ist auf:

1) Profunde anatomische und pathohysiologische Grundlagenkenntnisse, sowie spezifische Kenntnisse

    der Narbenheilung,

2) eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit,

3) eine "gemeinsame Sprache", und

4) die Anwendung eines sogenannten "multimodalen Therapiekonzeptes".

Die Narbe ist das Endergebnis der Wundheilung. Die Narbenbildung wird durch zahlreiche endogene und exogene Faktoren beeinflusst. Für den klinischen Gebrauch hat sich die Klassifikation in "unauffällige", "adäquate" und "inadäquate" Narbe bewährt.

Mitglieder des Therapie-Teams sind neben dem Patienten und dessen Familie/Angehörige, Pflegepersonal, medizinisch-technisches Personal (Physiotherapeut, Orthopädiemeister, Kosmetiker, Maskenbildner, Visagist) ärztliches Personal (Plastischer Chirurg, Strahlentherapie, Dermatologie, Pathologie, Psychiater, Psychotherapeut, Psychosomatiker, Internist) und die Krankenkassen bzw. Versicherungen. Je besser die einzelnen Mitglieder des Therapie-Teams zusammenarbeiten, desto besser ist das Ergebnis. Die Kommunikation ist die Basis der erfolgreichen Therapie. Deshalb ist der stetige Informationsaustausch innerhalb des Therapie-Teams durch Arztbriefe, E-mails und/oder Telefonate von zentraler Bedeutung.

Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Mitglieder des Therapieteams benötigt man eine "gemeinsame Sprache". Für die Diagnostik und Dokumentation verwenden wir deshalb ein "Standartisiertes Diagnostik- und Dokumentationsschema Narbe" (Tab. 2). Zur Diagnostik gehören Erhebung/Aktualisierung der Kenndaten (einmalig), Allgemeinanamnese, Erhebung des aktuellen extrinsischen und intrinsischen Risikoprofils (Patienten-bedingte Faktoren) und die klinische Untersuchungen (Narben-bedingte Faktoren). Ziel dieses Untersuchungsschemas ist es, die Befunde, die für die Prophylaxe und Therapie wichtig sind, standartisiert zu erfassen und zu dokumentieren. Außerdem sollen Patientenkollektive verschiedener Untersucher im Sinne einer "gemeinsamen Sprache" vergleichbar sein. Besonders ist dabei auf eine adäquate Dokumentation zu achten, um die Untersuchungsergebnisse für jedes Mitglied des Therapie-Teams zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbar und auswertbar zu machen. So entsteht die Möglichkeit einer frühest möglichen optimalen Prophylaxe und Therapie, wodurch die Prognose des individuellen Krankheitsverlaufes erheblich verbessert wird. Es können maximale funktionelle und ästhetische Ergebnisse erzielt werden. Angewendete Therapiekonzepte können retrospektiv und prospektiv evaluiert werden (Qualitätssicherung). Aufgrund dieser Ergebnisse ist es möglich, diese Therapieverfahren zu optimieren und neue, bessere Therapieschemata gemeinsam zu entwickeln.  

 

 Erhebung/Aktualisierung der Kenndaten

 

 Allgemeinanamnese

 

 Erhebung der Patienten-bedingten Faktoren

 (aktuelles extrinsisches und intrinsisches Risikoprofil)

 

 Erhebung der Narben-bedingten Faktoren 

  • klinische Untersuchung   
  • laborchemische Untersuchungen   
  • apparative Untersuchungen   
  • intraoperative Untersuchungen   
  • histologische Untersuchung

 

Tab. 2 : "Standartisiertes Diagnostik- und Dokumentationsschma Narbe"

Für die Behandlung von Narben verwenden wir ein "integratives Therapiekonzept" welche die Prävention, Suppression und Korrektur von Narben umfasst (Tab. 3).

Die beste Narbentherapie ist die Vermeidung der Narbe. Durch Entwicklung von narbensparenden Operationstechniken wie z.B. der endoskopischen Techniken, oder endoskopisch-assistierten Vorgehensweisen, kann die Narbenlänge deutlich reduziert und/oder Narben an wenig exponierte Orte der Körperoberfläche verlagert werden. Durch gezielte Aufklärung sollte es möglich sein, durch Verfeinerung der chirurgischen Nahttechniken im Sinne der plastisch-chirurgischen Wundversorgung deutlich mehr unauffällige und akzeptable Narben zu erzielen.

Die Suppression der Narbenbildung beginnt bereits vor der Operation. Durch den zeitgerechten Einsatz adjuvanter Massnahmen kann intra- und/oder postoperativ die Narbenbildung deutlich reduziert werden.

Zur Korrektur einer inadäquaten Narbe besteht eine Reihe von konservativen und operativen Therapiemassnahmen. 

 

 

 Tab. 3 : "Integratives Therapiekonzept "Narben"

 

 



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