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Im Fokus
Im Fokus
Forschung und Lehre
Krankenversorgung
Strukturentwicklung
Beschäftigte
Wirtschaftlichkeit
PCR-basierte Erregerdiagnostik bei Sepsis
Einen entscheidenden Schritt schneller
Mit jährlich etwa 60.000 Todesfällen stellt
die Sepsis die dritthäufigste Todesursache in
Deutschland dar. Mit der sogenannten PCR-
basierten Erregerdiagnostik bietet das Institut
für Medizinische Mikrobiologie am UK Essen
als eines der wenigen deutschen Zentren einen
stark beschleunigten Erregernachweis bei Sepsis
routinemäßig in der Krankenversorgung an.
Eine Sepsis, umgangssprachlich auch als Blut-
vergiftung bezeichnet, ist eine Entzündungs-
reaktion des Körpers als Folge einer Infektion
mit Bakterien oder Pilzen. Von den etwa
160.000
Sepsis-Fällen, die jährlich in Deutsch-
land registriert werden, verläuft mehr als ein
Drittel tödlich. Entscheidend für das Überleben
der Patienten ist eine früh einsetzende, adäquate
antiinfektive Therapie – in Kombination mit
einemmöglichst schnellen Nachweis des Erre-
gers. Es gilt: Je eindeutiger und frühzeitiger die
Diagnose, desto rascher kann eine geeignete
Therapie in die Wege geleitet werden.
Erreger-Identifizierung innerhalb von sechs
Stunden
Über das „multiplex polymerase chain reaction“-
Verfahren (PCR-Verfahren) ist ein stark be-
schleunigter und hoch sensitiver Erreger-
nachweis bei Sepsis möglich. Der sogenannte
SeptiFast Test“ (Roche Diagnostics) ermöglicht
die Identifizierung von Bakterien und Pilzen aus
1,5
Millilitern Vollblut innerhalb von sechs Stun-
den. Zum Vergleich: Ein herkömmliches mikro-
biologisches Blutkulturverfahren liefert erst
nach zwei bis fünf Tagen ein aussagekräftiges
Ergebnis.
Als eines der wenigen Zentren in Deutschland
bietet das Institut für Medizinische Mikrobio-
logie am UK Essen seit über vier Jahren einen
solchen Test in der Routinediagnostik an. Nicht
als Ersatz für eine leitliniengerechte Blutkultur-
diagnostik und Resistenztestung, sondern als
mögliches weiteres Verfahren in ausgewählten
Fällen – etwa bei Intensivpatienten mit Sepsis-
verdacht, insbesondere bei Vorbehandlung mit
Antibiotika oder Antimykotika; außerdem bei
Patienten mit Verdacht auf eine schwere inva-
sive Infektion sowie bei immungeschwächten
(
hämato-onkologischen oder nach Organtrans-
plantation) Patienten und Neugeborenen.
Mittlerweile wurden am UK Essen über 1.000
PCR-Tests bei Sepsis-Patienten durchgeführt.
Mit Erfolg. Dr. Jörg Steinmann, Facharzt für
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepide-
miologie: „Ich glaube, dass durch den schnellen,
sensitiven Erregernachweis, die dieser moderne
Test liefert, die Antibiotika-Therapie frühzeitiger
angepasst und damit gezielter verabreicht
werden kann und infolgedessen auch zu einer
reduzierten Patienten-Sterblichkeit führt.“
Patienten mit Sepsis müssen durchschnittlich
16
Tage lang auf der Intensivstation und
32
Tage im Krankenhaus behandelt werden.
Die direkten Behandlungskosten werden in
Deutschland auf 1,77 Milliarden Euro geschätzt.
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Dr. med. Jörg Steinmann