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28.07.2016
Renommierter Nuklearmediziner emeritiert

Strahlenexperte und Spezialist für Schilddrüsenkrebs Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Andreas Bockisch leitete 20 Jahre lang die Klinik für Nuklearmedizin

 

Essen, 28.7.2016 – Der Nuklearmediziner und international anerkannte Experte in hybrider Bildgebung und in der Behandlung des Schilddrüsenkrebses – Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Andreas Bockisch – verlässt zum 31. Juli das Universitätsklinikum Essen (UK Essen). Der Mediziner und Physiker war 20 Jahre Direktor der Klinik für Nuklearmedizin. Unter seiner Leitung hat die Klinik eine deutschlandweit führende Position in hybrider Bildgebung und in der Behandlung des metastasierten Schilddrüsenkrebses erlangt. So führte er die Dosimetrie mit 124-Jod vor der Behandlung mit Radiojod ein. Dieses von ihm in Essen entwickelte Verfahren hat ebenso Eingang in die nationale Behandlungsrichtlinie gefunden, wie eine Methode zur Dosimetrie für die Radiojodtherapie gutartiger Schilddrüsenerkrankungen. Bereits 2001 holte er das deutschlandweit erste PET/CT nach Essen – das zweite Gerät überhaupt in Europa. Der heute 66-jährige Wissenschaftler ist darüber hinaus Autor von über 600 wissenschaftlichen Publikationen.   

 

Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Andreas Bockisch blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück: Der international anerkannte Mediziner und Physiker studierte von 1969 bis 1974 Physik an der Universität Köln. Nach dem Diplom im August 1974 begann er ein Jahr später dort ein Medizinstudium. 1977 erlangte er die Promotion zum Dr. rer. nat. Nach seiner Approbation im Fach Medizin 1983 promovierte er 1984 zum Dr. med. Nach seiner Anerkennung als Facharzt habilitierte er sich 1990 an der Universität Bonn für das Fach Nuklearmedizin. Die berufliche Laufbahn startete Prof. Bockisch zunächst als wissenschaftlicher Assistent 1976 am I. Physikalischen Institut der Universität Köln und später in der Klinik für Nuklearmedizin der Universität Bonn. Nach einem zwischenzeitlichen Forschungsaufenthalt am PET-Center der University of Tennessee/Knoxville, USA, wechselte er 1991 als leitender Oberarzt an die Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität Mainz. 1996 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für Nuklearmedizin an die damalige Universität Gesamthochschule Essen und wurde zum Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am UK Essen ernannt.

 

Weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens und Deutschlands hinaus machte sich Prof. Bockisch schnell einen Namen als Strahlen- und Schilddrüsenkrebs-Experte. So verbesserte er die Behandlung von bösartigen Schilddrüsentumoren mit Radiojod. Unter seiner Leitung hat die Klinik für Nuklearmedizin am UK Essen eine führende Position in der Behandlung des metastasierten Schilddrüsenkarzinoms erlangt. So führte er die Dosimetrie mit 124-Jod vor der Therapie mit Radiojod ein. Das in Essen entwickelte Verfahren hat ebenso Eingang in die nationalen Behandlungsleitlinien gefunden wie die von ihm entwickelte Methode zur Dosimetrie für die Radiojodtherapie gutartiger Schilddrüsenerkrankungen. Prof. Bockisch war zudem nationaler Leiter verschiedener internationaler Studien zur medikamentösen Behandlung des fortgeschrittenen Schilddrüsenkarzinoms.

 

Frühzeitig hat er die Vorteile der hybriden Bildgebung, der Kombination der molekularen Bildgebung mit der morphologischen Bildgebung, erkannt. So ist es ihm gelungen, 2001 das deutschlandweit erste PET/CT nach Essen zu holen. Die PET/CT ist eine Kombination aus zwei unterschiedlichen bildgebenden Untersuchungsverfahren, nämlich der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und der Computer-Tomografie (CT). Das von ihm entwickelte Nutzungskonzept, nämlich die nuklearmedizinische und die röntgenologische Diagnostik in einem Gerät gleichberechtigt durchzuführen, hat sich inzwischen weltweit durchgesetzt. Diesen Erfolg honorierte auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft: Seit nun fünf Jahren fördert sie das PET/MRT – ein Kombinationsgerät aus simultaner Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und Magnetresonanz-Tomografie (MRT).

 

Die Klinik ist auch auf dem Gebiet der nuklearmedizinischen Behandlung von bösartigen Lebertumoren eines der weltweit führenden Zentren. Die sogenannte Selektive Interne Radiotherapie (SIRT) ermöglicht die gezielte Bestrahlung bösartiger Veränderungen in der Leber. Die Methode wird in einer interdisziplinären Forschergruppe wissenschaftlich begleitet und optimiert.

 

Neben vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen engagiert sich Prof. Bockisch auch berufspolitisch: So war er unter anderem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, Vorstandsmitglied einer Reihe von wissenschaftlichen Fachgesellschaften, langjähriges Mitglied der Strahlenschutzkommission der Bundesregierung und Mitglied des Editorial Boards verschiedener nationaler und internationaler Fachjournale.

 

Persönlich erhielt Prof. Bockisch hochrangige Auszeichnungen: So wurde er in die Leopoldina, die nationale Akademie der Wissenschaften und Berater der Bundesregierung, gewählt. Zuvor wurde er bereits in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen. Für seine Verdienste um die PET/CT wurde ihm die Röntgenplakette, der „inoffizielle Nobelpreis der Röntgenforschung“ der Stadt Remscheid, verliehen. Zudem erhielt er die Hevesy Medaille, die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, für seine vielfältigen und kontinuierlichen wissenschaftlichen Leistungen. Die international renommierte Nationale Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien verlieh ihm die Ehrendoktorwürde.

 

 

Pressekontakt:

Burkhard Büscher

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Nähere Informationen:

Prof. Dr. Dr. Andreas Bockisch

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