Mykobakteriologie (inkl. Tuberkulose-Diagnostik)


Ansprechpartner

PD Dr. med. Jan Kehrmann

0201 723 85913
jan.kehrmann@uk-essen.de

 

Vertretung

Dr. med. Evelyn Heintschel von Heinegg

0201 723 3510 oder 85433

evelyn.heintschelvh@uk-essen.de 

 

Labor   0201 723 3513 

 

 

Die Tuberkulose zählt auch heute noch zu den Infektionserkrankungen, an denen weltweit die meisten Menschen sterben. Deutschland ist jedoch ein Niedriginzidenzland mit einer jährlichen Neuerkrankungsrate von weniger als 10/100.000 Einwohner.

Neben Bakterien aus dem Mycobacterium tuberculosis Komplex können nicht-tuberkulöse Mykobakterien (NTM) Erkrankungen bei Immunsupprimierten und auch Immunkompetenten hervorrufen. Die Anzahl der nachgewiesenen nicht-tuberkulösen Mykobakterien aus Patientenmaterialien ist in den letzten Jahren in Europa signifikant angestiegen.

 

Etwa 5000 Proben werden vom Labor jährlich auf Mykobakterien untersucht. Dazu zählt die mikroskopische Untersuchung des eingeschickten Materials auf säurefeste Stäbchen sowie die kulturelle Anzucht auf Flüssig- und Festmedien. Die Identifizierung erfolgt in der Regel mittels Gensonden und Nukleinsäurehybridisierungs-Assays. Eine Resistenzbestimmung wird für Spezies aus dem M. tuberculosis complex sowie für ausgewählte nicht-tuberkulöse Mykobakterienspezies durchgeführt. Bei mikroskopisch positiven Proben mit Nachweis säurefester Stäbchen sowie bei klinischem Verdacht auf eine Tuberkulose wird aus dem Direktmaterial eine PCR zum Nachweis von M. tuberculosis Komplex-DNA durchgeführt. Dabei wird gleichzeitig auch das Vorliegen einer Rifampicinresistenz untersucht. Auch eine molekularbiologische Identifizierung von NTM aus Direktmaterial ist möglich.

 

 

Klinische Indikation zur Untersuchung auf Mykobakterien:

Verdacht auf Tuberkulose oder nicht-tuberkulöse Mykobakteriose

 

Methoden:

Mikroskopie (Auraminfärbung, Ziehl-Neelsen Färbung), Kulturverfahren (Flüssig- und Festmedien), molekulargenetische Verfahren (Line-Probe Assays, GeneXpert)

 

Probenmaterial/Abnahmehinweise:

Bei Verdacht auf eine Tuberkulose oder Mykobakteriose sollten für eine optimale Mykobakteriendiagnostik bei unkomplizierter Materialgewinnung immer drei zu unterschiedlichen Zeitpunkten abgenommene Materialien untersucht werden. Nach den mikrobiologischen-infektiologischen Qualitätsstandards (MIQ) sind anzustreben:

 

Sputum, Bronchialsekret:

Volumen: möglichst 2-10 ml, kein Sammelsputum

BAL:

Volumen möglichst 20-30 ml

Gewebe, Biopsien:

So viel Untersuchungsmaterial wie möglich ohne Zusätze (wie z.B. Formalin), wegen Gefahr der Austrocknung eine kleine Menge  sterile physiologische Kochsalzlösung zusetzen

Magennüchternsekret

/-Spülwasser

Volumen 2-5 ml bei Magennüchternsekret, 20-30 ml bei
Magenspülwasser

Wichtig: Die Proben müssen mit Phosphatpuffer neutralisiert sein

Urin:

mindestens 30 ml unter Vermeidung mikrobieller Verunreinigung in sterilem Gefäß auffangen, Vorzugsweise Morgenurin nach Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr am Vorabend

Blut:

5-10 ml Heparinblut

Liquor:

möglichst 5 ml

Körperflüssigkeiten:

(Punktionen, Aspirate)

möglichst 30-50 ml

Stuhl:

etwa kirschgrosse Stuhlportion

Tupferabstriche:

sind in der Regel nicht geeignet, alternative Probenentnahmen (z.B. Biopsien oder aspiriertes Material ist vorzuziehen)