Das Netzwerk für Imprintingerkrankungen ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderter Verbund, der sich mit seltenen Erkrankungen, die durch einen Imprintingfehler verursacht werden, beschäftigt.

Genomisches Imprinting ist ein epigenetischer Prozess, bei dem die männliche und die weibliche Keimbahn bestimmte Genregionen durch Histonmodifikationen und DNA-Methylierung so prägen, dass nur das väterliche oder nur das mütterliche Allel eines Gens aktiv ist. Genomische Imprints werden in primordialen Keimzellen gelöscht, während späterer Phasen der Keimzellentwicklung neu etabliert und bei den somatischen Zellteilungen während der postzygotischen Entwicklung stabil weitergegeben. Fehler in der Entfernung der Imprints, ihrer Etablierung oder ihrer Erhaltung führen zu falschen epigenetischen Mustern und Expressionsprofilen, die spezifische Erkrankungen verursachen können. Imprintingfehler können spontan, ohne jegliche Änderungen in der DNA-Sequenz, auftreten (primäre Imprintingfehler), oder als Folge einer Mutation in einem cis-regulatorischen Element oder einem trans-aktiven Faktor (sekundäre Imprintingfehler). Die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Imprintingfehlern ist für die Abschätzung des Wiederholungsrisikos in betroffenen Familien wesentlich.

Ziel
Beschreibung des klinischen und molekularen Spektrums von Imprintingerkrankungen

Untersuchte Syndrome

  • Prader-Willi-Syndrom (PWS)
  • Angelman-Syndrom (AS)
  • Beckwith-Wiedemann-Syndrom (BWS)
  • Silver-Russell-Syndrom (SRS)
  • Transienter Neonataler Diabetes Mellitus (TNDM)
  • upd(14)mat (Temple-Syndrom, TS)
  • Multilocus Methylierungsdefekte
  • Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht („small for gestational age“, SGA)


Einverständniserklärungen und einen klinischen Fragebogen finden Sie hier unter Forschung.



Netzwerkstruktur


Koordination des Konsortiums (TP1)
Prof. Dr. Bernhard Horsthemke, Essen

  • Koordinierung des Konsortiums
  • Qualitätssicherung
  • Entwicklung und Pflege einer Datenbank
  • Statistische Auswertung

 

Genetische und epigenetische Analyse von Patienten mit einem Imprintingfehler (TP2)
Dr. Karin Buiting, Essen

  • Rekrutierung von Patienten mit einem Imprintingfehler
  • Charakterisierung von Imprintingfehlern (Methylierungsanalyse)
  • Identifizierung von genetischen Varianten in cis-regulatorischen Elementen
  • Identifizierung von trans-agierenden Faktoren in ausgewählten Patienten


Molekulare Charakterisierung von Imprintingfehlern auf Chromosom 11p15 (TP3)
Prof. Dr. Thomas Eggermann, Aachen

Prof. Dr. Dirk Prawitt, Mainz

  • Identifizierung von genetischen Netzwerken mit geimprinteten Genen
  • Identifizierung von neuen Mutationen und Epimutationen in 11p15
  • Analyse der transkriptionellen Deregulation geimprinteter Gene bei Patienten mit einem Imprintingfehler
  • Etablierung einer umfassenden diagnostischen Aufarbeitung für SRS und BWS


Multi-locus Imprintingfehler und neue Imprintingerkrankungen (TP4)
Prof. Dr. Reiner Siebert, Kiel

  • Charakterisierung der molekularen Mechanismen, epigenetischen Muster und der klinischen Merkmale von Patienten mit MLID, SGA und/oder Intelligenzminderung
  • Chromatin-Analysen und Untersuchungen von CTCF-Bindestellen in primären Zellen und iPSC-Zelllinien von Patienten mit einer Imprintingerkrankung.


Imprint editing in iPSC-Zelllinien von Patienten mit einem Imprintingfehler (TP5)
Prof. Dr. Albert Jeltsch, Stuttgart

PD Dr. Fanz-Josef Müller, Kiel

  • Imprint editing als Möglichkeit für epigenetische Therapien
  • Entwicklung von Zinkfinger- und CRISPR/Cas9-Vektoren zur Korrektur der DNA-Methylierung in Patienten mit SRS und AS

 

 

Kontakt


Projektleitung und Koordination
Prof. Dr. Bernhard Horsthemke
Institut für Humangenetik
Universitätsklinikum Essen
Hufelandstrasse 55
45122 Essen
Tel.: (0201) 723-4556
Fax: (0201) 723-5900
E-Mail: bernhard.horsthemke@uni-due.de

TP2
Dr. Karin Buiting
Institut für Humangenetik
Universitätsklinikum Essen
E-Mail: karin.buiting@uk-essen.de

TP3
Prof. Dr. Thomas Eggermann
Institut für Humangenetik
RWTH Aachen
E-Mail: teggermann@ukaachen.de

Dr. Dirk Prawitt
Universitäts-Kinderklinik
Fachbereich Medizin
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
E-Mail: prawitt@molgen.medizin.uni-mainz.de

TP4
Prof. Dr. Reiner Siebert
Institut für Humangenetik
Christian-Albrechts Universität Kiel
E-Mail: rsiebert@medgen.uni-kiel.de

TP5
Prof. Dr. Albert Jeltsch
Lehrstuhl für Biochemie
Universität Stuttgart
E-Mail: albert.jeltsch@ibc.uni-stuttgart.de

PD Dr. Franz-Josef Müller
Integrative Psychiatrie
Universität zu Kiel
E-Mail: fj.mueller@zip.kiel.de