Phagozytose-Test (= Granulozyten-Funktionstest) / MLC-Labor (Tel.: 4209)


Bedeutung und Prinzip:

Granulozyten sind insbesondere für die Abwehr von Bakterien und Pilzen essentiell. Sie phagozytieren die Mikroorganismen und töten sie durch intra- und extrazelluläre Mechanismen ab. Durch die Phagozytose werden die Granulozyten aktiviert, was die Feisetzung z. B. von Superoxidanionen (O2-) oder Wasserstoffsuperoxid (H2O2) zur Folge hat. Diese toxischen Substanzen, die intrazellulär in den Phagosomen wirken, werden zusätzlich auch nach außen abgegeben und sind dort unserer Messung zugänglich.

 

Die Bildung von O2- erfolgt durch Aktivierung einer membranständigen NADPH-Oxidase, die NADPH oxidiert und Sauerstoff reduziert. Die Bildung von O2- kann mittels Nitroblau-Tetrazolium (NBT), einem zunächst hellgelben löslichen Farbstoff, sichtbar gemacht werden. Bei Anwesenheit von O2-Ionen entsteht aus dem löslichen NBT durch Reduktion ein rot-violetter unlöslicher Komplex. Bei dem von uns durchgeführten Phagozytose-Test wird die Fähigkeit der Granulozyten geprüft, Candida albicans zu phagozytieren und in der Folge O2-Ionen zu bilden. Die O2--Bildung lässt sich durch die rot-violette Färbung der Hefepilze mikroskopisch nachweisen. Damit erfasst dieser Test alle Schritte der Phagozytose: Chemotaxis, Adhäsion und Abtötung. Der Zusatz von Patientenserum bei einem Teil der Ansätze dient dazu, die Fähigkeit des Serums, Phagozytose durch Antikörper oder Komplement-komponenten zu verstärken (= Opsonierung), zu überprüfen.

 

Klinische Symptome bei gestörter Granulozyten-Funktion:

Das häufigste klinische Symptom bei eingeschränkter Granulozytenfunktion ist die Hautinfektion mit opportunistischen Mikroorganismen. Eine schwere Granulozytenfunktionsstörung findet man bei der sog. septischen Granulomatose (Inzidenz ca. 1 : 200.000). Es handelt sich um den häufigsten kongenitalen Phagozytosedefekt. Aufgrund einer Störung im oxidativen Metabolismus der Granulozyten ist die Bildung von toxischen Sauerstoffmetaboliten nicht möglich. Daraus resultiert eine Störung der intrazellulären Keimabtötung. Die jährliche Mortalität bei der septischen Granulomatose liegt bei etwa 5%. Typisch sind hier neben Hautinfektionen     (z. B. mit Staphylokokkus epidermidis und Aspergillus) der Befall von Lunge, Knochenmark und Lymphknoten. Klinisch zeigen sich schwere rezidivierende Infektionen v. a. mit Staphylokokken, Enterobacteriaceae und Pilzen, z. B. als Pneumonie, Osteomyelitis, Leberabszess und Lymphadenitis.

 

Untersuchungsmaterial:

5 ml Nativblut + 10 ml Heparinblut (blaue Monovette)

 

Referenzwerte:

Phagozytose ohne Serum: 36-58%
Phagozytose mit Serum:  82-97%

 

Besonderheit:

Dieser Test wird von Montags bis Donnerstags angeboten. Die Proben müssen spätestens 24 h nach Entnahme im Labor ankommen und bei Raumtemperatur gelagert werden.