19.11.2008
Volkswagen-Stiftung fördert Forschung zum Placebo-Effekt

Warum Placebos wirken können

 

Heilung durch Einbildung? Noch vor wenigen Jahren reagierten Mediziner

skeptisch, wenn vom Placebo-Effekt die Rede war. Heute ist klar, dass man

tatsächlich Leiden lindern kann, indem man die Patienten mit Zuckerkügelchen

oder Kochsalzlösung ?täuscht? und sie nur scheinbar medikamentös behandelt.

Forschungen haben gezeigt, dass dieser Effekt durch hochaktive Prozesse

im zentralen Nervensystem gesteuert wird. Dabei spielen sowohl die Erwartungshaltung

als auch Lernprozesse eine wesentliche Rolle. Doch wie funktioniert

das System und wie lässt es sich zum Wohle der Patienten steuern? Drei

international anerkannte Experten aus der Placeboforschung haben sich zusammengetan,

um diese Fragen an verschiedenen Krankheitsbildern zu untersuchen

und so zu allgemeingültigen Aussagen über den Placebo-Effekt zu

kommen. Beteiligt sind die Teams um Professor Dr. Manfred Schedlowski

vom Universitätsklinikum Essen,

Tübingen und

Turin, Italien.

rund

Welche Prozesse laufen im Gehirn ab, wenn der Placebo-Effekt greift? Um die

zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen, werden die Forscher ihre

Studien an gesunden Probanden und an Patienten mit verschiedenen Krankheiten

durchführen und dabei vergleichbare Methoden verwenden. Im Einzelnen

umfasst das Forschungsprojekt Experimente zur Placebo-Antwort bei

Übelkeit und gastrointestinalen Störungen (Enck, Tübingen), bei Immunreaktionen

(Schedlowski, Essen) sowie bei Schmerzempfindung und beim Parkinson-

Syndrom (Benedetti, Turin).

Für das kooperative Forschungsvorhaben sind drei Jahre vorgesehen. Die

Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Wissen um die Vorgänge im Gehirn

dabei helfen wird, Placebos gezielt in der Klinik einzusetzen ? z. B. um

Medikamente niedriger dosieren zu können und dadurch Nebenwirkungen zu

minimieren. Ein Einsatz dieser ?Kopfmedikamente? könnte sicher auch dazu

beitragen, negative Medikamentenfolgen, sogenannte Nocebo-Effekte, zu reduzieren.

?Wir sind zuversichtlich?, so Schedlowski, ?dass die Ergebnisse aus

diesen vergleichenden Studien letztendlich zu übergeordneten Handlungsempfehlungen

führen können.?

Professor Dr. Paul Enck vom UniversitätsklinikumProfessor Dr. Fabrizio Benedetti von der UniversitätDie VolkswagenStiftung fördert das Vorhaben mit700.000 Euro.