28.05.2008
Frühjahrstagung der Rechtmedizin

Kindesmisshandlungen stehen zunehmend im Vordergrund der Arbeit des Essener Uni-Instituts für Rechtsmedizin. Das liegt nicht zuletzt an der aktuell intensiven Diskussion in Medien und Öffentlichkeit. Betrug die Zahl der jährlichen Untersuchungen bei Verdacht auf Kindermisshandlungen 1996/97 nur zehn, verdoppelte sie sich innerhalb der nächsten zehn Jahre auf 20. 2007 kam es dann zu einem sprunghaften Anstieg von rund 70 Verdachtsfälle. Bei 25 Prozent konnten die Rechtsmediziner nach ihren Untersuchungen Entwarnung geben, bei 75 Prozent lautete das Ergebnis hingegen: ?dringender Tatverdacht?. Um dieses und ähnliche Themen geht es auf der 17. Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, Regionalgruppe Nord. Zum Austausch unter Wissenschaftlern  lädt das Essener Uni-Institut am 30. und 31 Mai in den Hörsaal des Operativen Zentrums II auf dem Gelände des UK Essen ein.

 

 

Zur rechtsmedizinischen Versorgung der Landesgerichtsbezirke Essen und Bochum  - darunter fallen immerhin 2,3 Millionen Einwohner ? gehören neben der Aufklärung von Kindesmisshandlungen auch die Untersuchung von Patienten, die Opfer von Körperverletzungsdelikten oder sexueller Gewalt geworden sind. Aber auch die Tatverdächtigen nehmen die Mediziner ins Visier. Hinzu kommen rund 550 Obduktionen für die Staatsanwaltschaften der Landgerichtsbezirke Essen und Bochum sowie ein 24-stündiger rechtsmedizinischer Bereitschaftsdienst.

 

 

Plötzlicher Kindstod, biologische Spuren und Tumorentstehung

 

Zu den Forschungsschwerpunkten des Essener Instituts gehört u.a. die Erforschung der Ursachen, die zum plötzlichen und unerwarteten Tod im Kindes- und Erwachsenalter führen ? einschließlich genetischer Gründe. Und die Wissenschaftler gehen der Frage nach, wie der Plötzliche Säuglingstod verhindert werden könnte. Gleichzeitig entwickeln sie die Möglichkeiten weiter, mit denen biologische Spuren untersucht werden können und forschen nach den Ursachen von Tumorentstehungen.

 

 

Schließlich gehört die Lehre, also die Ausbildung der Essener und Bochumer Medizinstudenten, zu den Aufgaben der Mitarbeiter des Instituts. Hier steht die rechtmedizinische Befunderhebung, Dokumentation und Spurensicherung im Mittelpunkt. Damit die Mediziner später in ihrem Berufsalltag leichter erkennen, wann erlebte Gewalt bei ihren Patienten eine Rolle spielt und sie die Kollegen aus der Rechtsmedizin hinzuziehen sollten.

 

 

Nähere Informationen:

 

Prof. Dr. Thomas Bajanowski,, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, Universitätsklinikum Essen, Hufelandstr. 55, Tel.: 02 01 / 723 ? 3600.