31.01.2013
Erste deutsche MehrGenerationenStudie zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Heinz Nixdorf Recall Studie: Neben Probanden aus früheren Studien werden nun auch deren Partner und Kinder einbezogen

(Essen, 31.1.2013) Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigsten Todesursachen in den westlichen Industriestaaten. Um in der Bevölkerung des Ruhrgebietes den Nutzen neuartiger Untersuchungsmethoden zur Vorhersage von Herzinfarkt und Herztod zu untersuchen, wird seit zwölf Jahren am Universitätsklinikum Essen mit Bürgern der Städte Bochum, Essen und Mülheim die Heinz Nixdorf Recall Studie durchgeführt. Nun wird die Studie ausgeweitet und neben den bisherigen Probanden auch deren Partner und Kinder einbezogen.

 

Das Ziel der Heinz Nixdorf Recall-Studie ist es, ausgewählte Untersuchungsverfahren auf ihre Eignung hinsichtlich des frühzeitigen Erkennens von Herzinfarkt und Herztod in der Bevölkerung des Ruhrgebietes zu untersuchen. Die Ausweitung der Studie parallel über mehrere Generationen fördert die Heinz Nixdorf Stiftung mit 3,1 Millionen Euro. Seit Beginn der Studie im Jahr 2000 hat die Stiftung für dieses europaweit einmalige Projekt bereits 6,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Auch das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen und die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen unterstützen parallel mit 380.000 Euro die Ausweitung die Mehrgenerationenstudie.

 

Gefäße verändern sich bereits im jugendlichen Alter

Häufig treten Herzinfarkt und Herztod ohne vorherige Warnzeichen auf. Ein besonderes Problem beim Übergang vom frühklinischen zum klinischen Stadium bei der sogenannten Arteriosklerose bildet der große Zeitraum, der zwischen beiden Stadien vergehen kann: So weist bereits ein erheblicher Anteil der Kinder und Jugendlichen kardiovaskuläre Risikofaktoren auf, was dazu führt, dass  bereits im Alter von bis zu 30 Jahren erste Anzeichen einer Arteriosklerose keine Seltenheit mehr sind. „Bis zum akuten Infarkt oder Schlaganfall vergehen aber weitere 20 bis 50 Jahre. In diesem Zeitraum kann sich die Arteriosklerose in enormem Ausmaß und oft vollkommen unbemerkt in einem oder sogar mehreren Gefäßgebieten ausbreiten“, erklärt Prof. Dr. Raimund Erbel, Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Essen und Sprecher der Heinz Nixdorf Recall Studie. Wird die Krankheit in einem späteren Stadium entdeckt, können medizinische Maßnahmen dann zwar noch auftretende Probleme beseitigen oder verringern helfen, nicht aber entscheidend das Fortschreiten der Erkrankung beeinflussen. „Es verstirbt immer noch jeder zweite vom akuten Herzinfarkt betroffene Patient, bevor er das Krankenhaus erreicht. Es ist daher entscheidend, Methoden zu entwickeln, um eine Herzerkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen und so Herzinfarkt oder sogar Herztod verhindern zu können“, ergänzt Raimund Erbel.

 

Um bereits gewonnene Erkenntnisse auszuweiten, soll nun die vor zwölf Jahren gestartete Heinz Nixdorf Recall Studie auf die Ehepartner sowie die zweite und in einem späteren Schritt auch die dritte Generation der Teilnehmer erweitert werden. „Die Ergebnisse der ursprünglichen Heinz Nixdorf Recall Studie fallen so gut aus, dass ich Herrn Professor Erbel um weiterführende Ideen gebeten habe. Das daraus resultierende neue Studiendesign kann sich sehen lassen“, so Martin Nixdorf, Vorsitzender des Vorstandes der Heinz Nixdorf Stiftung.

 

Im Fokus steht dabei die Frage, welche spezifische Rolle lebensstilbedingte, soziale, psychosoziale, genetische und umweltbedingte Faktoren bei der Verkalkung der Koronargefäße, der Koronargefäßprogression und der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen spielen. Studienkoordinatorin Prof. Dr. Susanne Moebus: „Die Ausweitung der Studie auf rund 6.000 Menschen aufeinanderfolgender Generationen bietet die einmalige Gelegenheit, diese Zusammenhänge in ihrer ganzen Komplexität über einen sehr langen Zeitraum zu erforschen.“ Mit ersten Ergebnissen wird für 2016 gerechnet.

 

Die Heinz Nixdorf Recall Studie ist die erste bevölkerungsbasierte Studie dieser Art in Europa. Nach dem Start der Langzeitstudie sind im Erhebungszentrum zwischen dem Jahr 2000 und 2003 4.800 Bürger aus den drei Ruhrgebietsstädten untersucht worden. Diese bilden als Teilnehmer der Studie die sogenannten „Recaller“. „Durch die Einbeziehung von Partnern und der nächsten Generation in die Heinz Nixdorf Recall Studie sollen Vorbeugung und Früherkennung von Erkrankungen auch für zukünftige Generationen entscheidend verbessert werden“, so Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie und stellvertretender Sprecher der Heinz Nixdorf Recall Studie, der zusammen mit Raimund Erbel die Studie initiiert hat.

 

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Infos zur Heinz Nixdorf Recall Studie: