14.10.2010
Preis für Neurochirurgen

Eine Karte fürs Gehirn

Wie genau sieht es tief im Inneren unseres Gehirns aus? Wo liegt was?
Und wie können Chirurgen die Hirnstrukturen ihrer Patienten noch besser
visualisieren? Für seine Suche nach Antworten auf diese Fragen hat der
Neurochirurg Dr. Philipp Dammann von der Universität Duisburg-Essen
(UDE) den Traugott Riechert Preis der Deutschen Gesellschaft für
Neurochirurgie erhalten. Dieser ist mit 5.000 Euro dotiert.

So wie sich die Satellitenbilder in den letzten Jahrzehnten immer weiter
entwickelt haben und heute sehr detailgetreue Bilder liefern, so
entwickeln sich auch die bildgebenden Verfahren in der Medizin immer
weiter. Ein Meilenstein ist hier die
Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographie bei 7 Tesla. Sie liefert sehr
viel detailgetreuere Bilder als die herkömmliche
Magnetresonanztomographie bei 1,5 Tesla. Die UDE und die Radboud
Universiteit Nijmegen sind mit ihrem gemeinsamen Erwin L. Hahn Institute
for Magnetic Resonance Imaging Vorreiter bei der 7 Tesla-MRT. Viele
Forscher aus dem Universitätsklinikum in Essen nutzen es, um neue
Einsichten in den Körper zu erhalten.

Visualisierung der Hirnstrukturen

Durch ein Stipendienprogramm des Universitätsklinikums konnte Dr.
Philipp Dammann seinen Arbeitsplatz im OP für ein Jahr mit dem
Forschungslabor im Erwin L. Hahn Institute (ELH) tauschen. Gemeinsam mit
den Physikern und Ingenieuren des ELH arbeitete der Neurochirurg an
einer Landkarte zur besseren Visualisierung von Hirnstrukturen. „Diese
ermöglicht dem Hirnchirurgen eine noch präzisere Arbeit, da er sehr viel
genauer sehen kann, wo sich was befindet“, sagt Dammann. Denn durch die
höhere Auflösung bei 7 Tesla sind die Bilder aus den Hirnregionen
schärfer, Tumore etwa deutlich besser zu sehen.

Insbesondere der Nucleus ventralis intermedius (VIM) im Thalamus hat es
dem Forscher angetan. Dieser liegt tief im Inneren des Gehirns und ist
das Ziel von Sonden, die den Tremor (unkontrollierbares Zittern) wie er
etwa bei Parkinson auftritt, bekämpfen. Mit der bisherigen Technologie
konnte diese Hirnregion nur schemenhaft ungenau sichtbar gemacht werden,
was den Einsatz von Sonden schwierig machte. Mit der 7 Tesla-MRT bietet
sich künftig die Möglichkeit, den Neurochirurgen genaueres
Kartenmaterial jedes einzelnen Patienten an die Hand zu geben. Die
Forscher am ELH sind zuversichtlich, dieses Verfahren in wenigen Jahren
routinemäßig anwenden zu können.

Weitere Informationen: Dr. Philipp Dammann, Tel. 0201/723-1230,
philipp.dammann@uk-essen.de, Erwin L. Hahn Institute, Dr. Beate Fraß,
Tel. 0201/183-6070, beate.fraß@uni-due.de

Redaktion: Isabelle De Bortoli, Tel. 0203/379-2430