02.02.2018
Weltkrebstag am 4. Februar

Lebenserwartung von Krebspatienten ist gestiegen

Aufgrund der demografischen Entwicklung erkranken immer mehr Menschen in Deutschland an Krebs. Aktuell werden jedes Jahr rund 500.000 Krebsneuerkrankungen registriert. Nach derzeitigem Stand erhält jeder zweite Deutsche im Laufe seines Lebens diese Diagnose. Das Risiko, an Krebs zu sterben, sinkt allerdings. Und die Wahrscheinlichkeit, die Erkrankung zu überleben, steigt. Darauf weist Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Direktor des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) in Essen, zum Weltkrebstag am 4. Februar hin.

 

In Deutschland leben derzeit rund 1,6 Millionen Menschen, deren Krebserkrankung in den letzten fünf Jahren diagnostiziert wurde. „Die Lebenserwartung nach einer Krebsdiagnose ist deutlich gestiegen“, erklärt Prof. Schadendorf. Fünf wesentliche Faktoren tragen aus seiner Sicht dazu bei: Diagnosen werden inzwischen frühzeitiger gestellt. Insgesamt ist die Diagnostik hoch entwickelt. Patienten haben einen besseren Zugang zu qualitätsgesicherter onkologischer Versorgung. Behandlungsprotokolle sind effektiver geworden. In der zielgerichteten Therapie und Immuntherapie werden zunehmend neue Therapeutika eingesetzt. „In den kommenden Jahren werden sich diese Fortschritte in der onkologischen Versorgung und Forschung verstärkt in den Überlebensstatistiken niederschlagen“, ist er sich sicher.

 

Überlebensprognosen zeigen je nach Krebsart große Unterschiede auf. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in seinem Ende 2017 veröffentlichten Bericht „Krebs in Deutschland“ Überlebensraten von über 90 Prozent z.B. für schwarzen Hautkrebs und Prostatakrebs erfasst, aber auch Raten von unter 20 Prozent etwa bei Tumoren in Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse. Im Kampf gegen die Hauptkrebserkrankungen der Brustdrüse (2014: 70.000 Neuerkrankungen), des Darms (60.000) und der Prostata (60.000) haben Patienten inzwischen deutlich verbesserte Überlebensaussichten. Anders sieht das häufig bei den „Rare Cancers“ aus, den seltenen Tumorerkrankungen. „In diesem Bereich hat das WTZ eine besondere Expertise, teilweise bereits seit Jahrzehnten“, erklärt der Direktor des onkologischen Spitzenzentrums. „Wir gehören einem europaweiten Netzwerk an, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Behandlung dieser Patienten zu verbessern. Gerade bei seltenen Tumorerkrankungen geht der korrekten Diagnose eine oftmals verschlungene Patientenkarriere voraus, die nicht zu optimalen Therapieentscheidungen führt.“ Die strukturierte Krankenversorgung am WTZ, verbunden mit der translationalen Forschung, die Erkenntnisse im Labor so schnell wie möglich zum Patienten bringen will, eröffne vielen Krebserkrankten völlig neue Optionen.

 

Der RKI-Report macht deutlich, dass Frauen vermehrt die Diagnose Krebs erhalten. Von 2004 bis 2014 ist die Zahl der Krebsneuerkrankungen bei ihnen um 9 % gestiegen, bei Männern nur um 6 %. Beim altersstandardisierten Vergleich, bei dem verzerrende Alterseinflüsse herausgerechnet werden, ist die Zahl der Erkrankungen bei Männern um 10 % zurückgegangen, während sie bei Frauen nach wie vor um 3 % erhöht ist. Zurückgeführt wird dies vor allem auf den Tabakkonsum. „Das Zigarettenrauchen wird für rund 72.000 neue Krebserkrankungen jährlich verantwortlich gemacht“, erläutert Prof. Schadendorf, „aber auch Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Übergewicht und einseitige Ernährung spielen eine Rolle.“ Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass sich mehr als 30 Prozent aller Krebsfälle weltweit durch Vorbeugung verhindern ließen. Sozialmedizinische Untersuchungen, so Schadendorf, zeigten den klaren Zusammenhang zwischen Genussmitteln und den dafür aufzuwendenden finanziellen Mitteln: Je teurer ein Produkt, umso geringer die Genussrate. Die Einfachheit des Zugangs zum Produkt sowie die Werbung für das Produkt seien weitere starke Einflussgrößen. „Hier ist vor allem die Politik gefragt, Rahmenbedingungen zu ändern“, fordert der Krebsexperte und Professor der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. „Aufklärung und Appelle sind da nur begrenzt wirksam.“

 

Zu den vermeidbaren Krebsrisikofaktoren gehört auch der ultraviolette Anteil des Sonnenlichts, die UV-Strahlung. „Viele Hautkrebse sind vermeidbar“, sagt Schadendorf, der selbst Hautarzt und Leiter der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Essen ist. „Sonnenschutz und entsprechend risiko-adaptiertes Verhalten tragen zur Senkung des Erkrankungsrisikos bei. Die Hautkrebs-Prävention muss aber schon im Kleinkindalter beginnen: mit richtiger Kleidung, Schutz vor Sonnenbrand und zum Beispiel Sonnensegeln im Kindergarten.“

 

Pressekontakt:

Silke Bender

Referentin Patientenstrategie und Kommunikation

Westdeutsches Tumorzentrum am Universitätsklinikum Essen

Telefon: +49 201 / 723-3882

 

Thorsten Schabelon

Leiter Stabsstelle Marketing und Kommunikation

Universitätsklinikum Essen

Telefon: +49 201 / 723-3564