13.09.2008
Für den Notfall bestens vorbereitet

Ungebremst ist ein Linienbus in einen Kiosk gerast. Rettungskräfte bergen Fahrgäste aus dem Wrack. Die Opfer sind zum Teil schwerstverletzt; haben Bauchquetschungen, starke Blutungen und Schädel-Hirn-Traumata. Ein Team von zehn Notärzten kämpft um ihr Leben, leitet direkt vor Ort die ersten Hilfsmaßnahmen ein. Die Polizei hat den Unglücksort bereits großräumig abgesperrt.

 

 

Was wie ein Katastropheneinsatz aussieht, ist zum Glück nur eine Groß­übung. Medizinstudenten übernehmen hier die Rollen von Notärzten und Patienten - der Höhepunkt ihrer notfallmedizinischen Sommer­akademie. Hierzu hat die Medizinische Fakultät Duisburg-Essen vom 11. bis 15. August ins­gesamt 30 Studenten eingeladen. Organisiert wird sie vom so genannten SkillsLab im Universitätsklinikum Essen, welches sich während des Se­mes­ters für die praktische Ausbildung der angehenden Mediziner einsetzt. ?Wir vermitteln den Studenten sechs Tage lang fundierte Praxiserfahrung und zeigen ihnen, wie sie sicher mit Notfallpatienten umgehen können?, bringt Or­ga­nisator Hanjo Groetschel, der als Arzt in der Anästhesie arbeitet und langjährig Erfahrungen im Rettungsdienst sammeln konnte, das Ziel der Sommer­aka­demie auf den Punkt. Er konnte die Johanniter für die Ausbildungswoche gewinnen, genauso wie die Feuerwehr und den Arbeiter-Samariter-Bund.

 

 

Morgens steht zunächst theoretisches Basiswissen auf dem Stundenplan der Teil­nehmer. Dozenten stellen ihnen dann sämtliche notärztliche Themen vor - von der Reanimation über die Beatmung bis zum Traumamanagement. Danach ist Praxis angesagt, häufig an sehr realistischen Modellen, über die das Lehr- und Lernzentrum der Uni verfügt. So melden sich die Puppen so­fort, wenn die Teilnehmer beispielsweise falsch beatmen oder die Herz­mas­sage zu flach ausführen. Selbst Puls, Atmung, Herztöne und Blutdruck kön­nen daran geprüft werden.

 

 

 ?Kurz vor dem Ende meines Studiums werde ich so noch einmal richtig praktisch fit gemacht und trainiere den Notfall. Die Fallbeispiele mit geschminkten Schauspielern sind so realistisch. Man ist aufgeregt wie beim echten Patienten?, erklärt Anita Kijek, Medizinstudent im 12. Semester, anhand eines Beispiels, was für sie den Unterschied zwischen Theorie und Praxis ausmacht. Kommilitone Alexander Geis ist der Ansicht, dass insgesamt praktische Übungen während des Studiums zu kurz kommen. ?Allein die Möglichkeit hier mindestens 40 Braunülen zu legen und 20 Mal zu intubieren, ist so wichtig für meine künftige Arbeit. Denn nur so kann ich eine gewisse Routine entwickeln?, verdeutlicht er. Aber auch der Spaß kommt in dieser Woche nicht zu kurz: ?Teamwork, Grillabende und gemeinsame Erfolgserlebnisse lassen die Studenten eng zusammen wachsen. Abends wollen sie gar nicht nach Hause gehen?, weiß Matthias Heue, wissen­schaftlicher Mitarbeiter für Lehrangelegenheiten an der Uni Duisburg-Essen.

 

 

 

Nähere Informationen:

 

Hanjo Groetschel: Organisator der Notfallmedizinischen Sommerakademie, Mobil: 0177/ 7442244; E-Mail: hanjo.groetschel@uni-due.de